Im Mittelpunkt des DGE-Positionspapiers stehen 2024 „die Dimensionen Gesundheit und Umwelt“. So heißt es in der Einleitung. Doch zu den Aussagen über die Umweltschädlichkeit der omnivoren Ernährung fehlt der wissenschaftliche Konsens. Zum Thema Gesundheit findet man viele widersprüchliche Aussagen.
FOKUS FLEISCH hat vier Kernaussagen aus der DGE-Pressemitteilung[1] jeweils mit einem Kommentar versehen:
Eine „gesundheitsfördernde“ vegane Ernährung ist nur mit umfangreicher Supplementierung möglich
„Für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung kann neben anderen Ernährungsweisen auch eine vegane Ernährung, unter der Voraussetzung der Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats, einer ausgewogenen, gut geplanten Lebensmittelauswahl sowie einer bedarfsdeckenden Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe (ggf. auch durch weitere Nährstoffpräparate), eine gesundheitsfördernde Ernährung darstellen. Dabei ist besonders auf die Zufuhr potenziell kritischer Nährstoffe zu achten. Dazu gehören neben Vitamin B12 auch Jod, Protein, langkettige Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Vitamin B2, Calcium, Eisen, Zink und Selen. Neu wird auch Vitamin A als gegebenenfalls kritisch eingeschätzt“.
FF-Kommentar: Wie soll der „Bedarf“ korrekt ermittelt werden? Regelmäßige Arztbesuche und (Blut-)Tests könnten erforderlich sein. Scheinbar kann eine vegane Ernährung kaum ohne Nährstoffpräparate auskommen. Und das bereits bei „gesunden Erwachsenen“. Wer zahlt die teuren Präparate? Krankenkassen tun das nicht, da diese Art von Ernährung auf eine persönliche Entscheidung zurückgeht.
Bei einer ausgewogenen Mischkost ist die Supplementierung überflüssig: Rotfleisch und Innereien liefern Vitamine B12 und B2, Eisen gut verdauliche Proteine bei niedrigem Kaloriengehalt sowie viele der oben genannten Mikronährstoffe in ausreichenden Mengen.
Warnung vor evtl. schwerwiegenden Schäden für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senioren
„Aufgrund des Risikos für potenzielle, teilweise irreversible Konsequenzen bei inadäquater Durchführung müssen in vulnerablen Gruppen besonders fundierte Ernährungskenntnisse vorliegen, um sich vegan zu ernähren“.
FF-Kommentar: „Vulnerable Gruppen“ (sprich: Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stiellende und Senioren) sind bei dieser Ernährungsform besonderen Risiken ausgesetzt. Irreparable Schäden können – aufgrund der aktuellen Datenlage – nicht ausgeschlossen werden, gibt DGE hiermit zu.
Vorteile für gesunde Erwachsene fragwürdig, Knochengesundheit in Gefahr
„Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass gesunde Erwachsene, die sich vegan ernähren, im Vergleich zu anderen Ernährungsweisen von einigen gesundheitlichen Vorteilen profitieren, auch wenn die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse überwiegend als sehr niedrig bis niedrig eingestuft wird.
Eine vegane Ernährung kann zu einer potenziell schlechteren Knochengesundheit und einem höheren Frakturrisiko führen.“
FF-Kommentar: „No comment“. Alles klar, oder?
Jod-Präparate ausdrücklich empfohlen
„Die DGE rät Erwachsenen in ärztlicher Absprache täglich 100 µg Jod als Präparat einzunehmen, wenn nicht genügend jodhaltige Lebensmittel verzehrt werden“.
FF-Kommentar: Jodhaltige Lebensmittel sind Fisch, Meeresfrüchte, Milch und Milchprodukte.
Trotzdem: Eine Empfehlung zur deutlichen Reduktion tierischer Lebensmittel. „Der Umwelt zuliebe“.
„Die Effekte einer veganen Ernährung auf die Umwelt (…) auf Basis von Ökobilanzierungen und Modellrechnungen dargestellt (…) zeigen insgesamt deutliche Vorteile einer veganen gegenüber einer omnivoren Ernährung. Unter Berücksichtigung sowohl gesundheits- als auch umweltrelevanter Aspekte ist eine Ernährungsweise entsprechend den DGE-Empfehlungen mit einer deutlichen Reduktion tierischer Lebensmittel zu empfehlen“.
FF-Kommentar: Die von der DGE zuvor aufgezählten „gesundheitsrelevanten Aspekte“ zeigen, dass eine vegane Ernährung ohne ärztliche Begleitung und Supplementierung mit zahlreichen Risiken behaftet sein kann. Bei den angeblich "umweltfreundlichen" Aspekten dieser Ernährungsform fehlt der wissenschaftliche Konsens [2].
[1] www.dge.de/presse/meldungen/2024/positionspapier-zu-veganer-ernaehrung/
[2] Lesen Sie zu diesem Thema:
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