"Fleischverzicht rettet das Klima", kann man immer wieder lesen. Diese Botschaft geht jedoch deutlich an der Realität vorbei, denn der Einfluss des Fleischkonsums in Deutschland auf das Klima wird stark überbewertet.
Zum einen entstammen die Klimagase einem natürlichen Kreislauf. Denn das CO2 wird zuvor durch den Futteraufwuchs gebunden. Genau wie z.B. bei der Produktion von Biogas. Auch hier entsteht am Ende bei der Verbrennung CO2, das aber zuvor von den Pflanzen aus der Atmosphäre gebunden wurde.
Zum anderen stammen gerade einmal 8 Prozent der Klimagase in Deutschland aus der Landwirtschaft – der gesamten Landwirtschaft. Sie ist damit ein kleiner Sektor, verglichen mit Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäuden. Und in diesen Sektoren stammt das CO2 aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Das erhöht die CO2-Konzentration der Atmosphäre, da dies zuvor in der unterirdischen Vorkommen gebunden war. [1]
Das soll aber nicht heißen, dass die Landwirtschaft Ihre Hände in den Schoß legt. Vielmehr wird mit Hochdruck an Lösungen geforscht, um den Klimagasausstoß weiter zu verringern. Dazu zählt z.B. eine Beigabe natürlicher Futterzusatzstoffe, die den Methanausstoß verringern oder die Anreicherung der Wirtschaftsdünger wie z.B. der Gülle.
Vegane Ernährung hat den größten Wasserfußabdruck
Die Reduktion des Fleischkonsums in der Ernährung erhöht den Wasserfußabdruck gegenüber der normalen Mischkost deutlich. Das stellt der WWF in einer seiner Studie zu den Themen Wasserverbrauch und Wasserknappheit fest. [2] Der Grund dafür: Der größte Teil des Wassers, dass in der Tierhaltung genutzt wird, ist Niederschlagswasser. Das sieht bei der Produktion von Mandeln, Erdnüssen oder Avocados ganz anders aus. Hier wird nämlich überwiegend das knappe Trinkwasser verwendet und das meist in Regionen, die anders als Deutschland nicht über ausreichende Niederschläge verfügen.
Dünger für den Ackerbau
Pflanzen sind die wichtigste Nahrungsquelle für Tiere. Im Gegenzug liefern diese dem Ackerbau wertvollen Wirtschaftsdünger. Gülle und Mist bringen dem Ackerboden Nährstoffe wie Phosphate und Stickstoff zurück, die ihm bei der Pflanzenproduktion entzogen werden. Ohne Nutztierhaltung müssten diese Düngermengen durch synthetische Düngemittel ersetzt werden, die eine deutlich schlechtere Energiebilanz haben. [3] Vor allem die biologische Landwirtschaft ist vollständig von natürlichen Düngemitteln abhängig, denn hier sind die synthetisch-chemischen Stickstoffdünger verboten. [4]
Landwirtschaftliche Flächen optimal nutzen
Bei der Herstellung pflanzlicher Nahrungsmittel fällt ein großer Teil nicht essbarer Biomasse an. Auf jedes Kilogramm essbarer Pflanze kommen etwa vier Kilogramm ungenießbarer Rückstände (wie Stängel, Presskuchen oder Blätter). Beispielsweise bei der Herstellung von Bier bleiben große Mengen an sogenanntem Treiber zurück – Reste der Braugerste, die vom Menschen nicht weiter genutzt werden können. All diese Biomasse können nur Nutztiere in hochwertiges tierisches Eiweiß umwandeln und damit für den Menschen essbar machen – eine nachhaltige Verwertung, die man in der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft findet. Durch einen Ausstieg aus der modernen Nutztierhaltung würden daher sowohl wertvolle Rohstoffe als auch Flächen, die sich nicht für den Ackerbau eignen, ungenutzt bleiben.
Über den Tellerrand schauen
Noch deutlicher wird es, wenn man über den Tellerrand schaut: Überall auf der Welt steigt der Fleischkonsum mit zunehmendem Wohlstand. Das bestätigt eine Prognose der FAO, nach der die weltweite Produktion und der Konsum von Fleisch bis zum Jahr 2030 weiter steigen wird. Vor allem in Asien und Afrika. [5] Weltweit eignen sich rund 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen nicht für den Ackerbau, wie Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der TU München berichtet. [6] Genau diese Flächen sind aber hervorragende Weiden für Rinder und andere Wiederkäuer, die in der Lage sind, das Gras in hochwertige Nahrungsmittel zu verwandeln. Ein Ausstieg aus der Tierhaltung wäre daher für die Ernährung einer Welt mit weiter steigender Bevölkerungszahl eine Katastrophe.
Diese Meinung scheint auch David Laborde von der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) zu teilen und warnte vor Kurzem sogar: Die EU sollte die Produktivität ihrer Landwirtschaft nicht im Sinne der Nachhaltigkeit aufs Spiel setzen, da andere Länder den Produktionsrückgang nicht ausgleichen könnten. [7]
Doch zurück nach Deutschland!
Hier ist die Fleischwirtschaft längst auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Beispiele dafür sind die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung, die Nutzung von Abwärme aus industriellen Prozessen, die Belegung der Dachflächen mit PV-Anlagen, der Einsatz von E-LKW oder die Installation eigener Windräder. In dem nachfolgenden Video zeigen wir nur ein Beispiel dafür.
Übrigens: weitere Filme aus unserer Reihe Fokus Fleisch vor Ort finden Sie hier: Videos
Doch bei der Diskussion um die Nachhaltigkeit sollte nicht vergessen werden, dass Fleisch ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung in allen Lebensphasen ist. Ob für werdende Mütter, Kinder, Fitnessbegeisterte oder Senioren liefert Fleisch die essentiellen Nährstoffe in einer ausreichenden Menge, leichtverdaulichen Form und bei wenig Kalorien. Und? Es schmeckt!
[1] www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung
[3] www.bundestag.de/resource/blob/567976/bb4895f14291074b0a342d4c714b47f8/wd-8-088-18-pdf-data.pdf
[4] www.boelw.de/service/bio-faq/l...
[5] www.oecd-ilibrary.org/sites/cf68bf79-en/index.html?itemId=/content/component/cf68bf79-en