Trend-Lebensmittel in der Kritik
Vegane Trendlebensmittel und Superfoods werden als nachhaltige Alternative zu Fleisch- und Milchprodukten gelobt. Dabei haben sie häufig einen fatalen Wasserfußabdruck. Zum Beispiel stammen Mandeln, die zu Milchersatzprodukten verarbeitet werden, zu 80 Prozent aus dem trockenen Kalifornien. Ein Kilogramm Frucht verbraucht dort mehr als 2.000 Liter Trinkwasser.[1] Grund dafür ist, dass es in solchen Trockenregionen an natürlichem Niederschlag mangelt und die Pflanzen mit wertvollem Trinkwasser künstlich bewässert werden müssen.
Auch der Anbau anderer pflanzlicher Eiweißlieferanten wie Erdnüsse, Haselnüsse und Walnüsse verbraucht enorme Mengen an Wasser, das in Anbaugebieten wie der Türkei und Italien rar ist. Besonders problematisch aber ist die Avocado. Das Gewächs stammt beispielsweise zunehmend aus dem extrem wasserarmen Zentralchile und verbraucht dort pro Kilogramm rund 1.000 Liter Trinkwasser. Dieses Wasser wird der lokalen Umwelt entzogen, wodurch Flüsse und Brunnen versiegen. Die lokale Bevölkerung ist inzwischen auf rationierte Trinkwasser-Lieferungen angewiesen.[2]
Vegane Ernährung hat den größten Wasserfußabdruck
Prinzipiell verschlechtert eine Reduktion des Fleischkonsums den Wasserfußabdruck der Ernährung deutlich. Gegenüber der „normalen“ Mischkost steigt der Wasserverbrauch bei flexitarischer, vegetarischer und erst recht veganer Ernährung erheblich. Das stellt der WWF in einer aktuellen Studie zu den Themen Wasserverbrauch und Wasserknappheit fest.[3] Der wichtigste Hebel für nachhaltige Ernährung ist es daher keinesfalls, auf Fleisch und andere tierische Produkte zu verzichten, sondern so weit wie möglich auf heimische Produkte zu setzen.
Den Wasserfußabdruck von Fleisch richtig verstehen
Seit Jahren hält sich das Gerücht, ein Kilogramm Rindfleisch „verbrauche“ 15.000 Liter Wasser. Diese Angabe ist bewusst irreführend, denn sie lässt außer Acht, woher das eingesetzte Wasser stammt.[4] Tatsächlich sind von den 15.000 Litern in der Rindfleischproduktion im weltweiten Durchschnitt nur 540 Liter Trinkwasser. Der größte Teil besteht mit mehr als 14.000 Litern aus Regenwasser, das nicht verbraucht wird, sondern sich in einem natürlichen Kreislauf befindet: Der Niederschlag versickert im Boden und wird von Pflanzen aufgenommen. Kühe fressen die Pflanzen und scheiden wiederum Flüssigkeit aus, die im Boden versickert, verdunstet und zurück in die Atmosphäre gelangt. Die restlichen gut 400 Liter des Wassereinsatzes sind Abwässer.
Keine Wasserknappheit in Deutschland
Für regenreiche Regionen wie Deutschland ist die Wassernutzung glücklicherweise eher unproblematisch, denn hier werden nach Angaben des Umweltbundesamts nur 12,8 Prozent des verfügbaren Wasserdargebots genutzt.[5] Von diesen knapp 13 Prozent entfällt laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft gerade einmal 1 Prozent auf die Landwirtschaft.[6] In trockenen Regionen auf der Welt ist die Wasserbilanz erwartbar kritischer.
Auch aus diesem Grund würde eine Reduktion der heimischen Agrarproduktion und insbesondere der Tierhaltung, wie sie vermehrt gefordert wird, nicht zu mehr Nachhaltigkeit führen. Durch den so genannten Leakage-Effekt würde sich die Produktion lediglich in Länder außerhalb der EU verlagern, was zu einer schlechteren Klimabilanz und einem erhöhtem Wasserfußabdruck in trockenen Erzeugungsregionen führen würde.