Bisher lagen keine umfänglichen Untersuchungen vor, die bei unterschiedlichen tierischen und pflanzlichen Proteinträgern die Verdaulichkeit bzw. Bioverfügbarkeit der unentbehrlichen Aminosäuren berücksichtigten. In zwei neuen Studien kommen die Wissenschaftler zu einem klaren Ergebnis: Tierische Proteinquellen sind besser geeignet als pflanzliche.

Die Teilnehmer der ersten Studie [1] absolvierten vier Testessen, bei denen sie eine standardisierte Mahlzeit mit magerem Schweinefleisch, ganzen Eiern, schwarzen Bohnen oder Mandelscheiben zu sich nahmen. Blutproben wurden zu Beginn der Studie sowie 30, 60, 120, 180, 240 und 300 Minuten nach dem Essen entnommen. Die Ergebnisse:

  • Jeweils zwei standardisierte Portionen (Unzenäquivalent) Schweinefleisch (7,36 g essenzielle Aminosäuren) und Eier (5,38 g essenzielle Aminosäuren) führten zu einer größeren Bioverfügbarkeit der essenziellen Aminosäuren als schwarze Bohnen (3,02 g essenzielle Aminosäuren) und Mandeln (1,85 g essenzielle Aminosäuren).
  • Schweinefleisch führte zu einer größeren Bioverfügbarkeit der essenziellen Aminosäuren als Eier.
  • Das Alter der Teilnehmer hatte keinen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit der vier getesteten Proteinnahrungsmittel.
  • Es gab keine Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der essenziellen Aminosäuren zwischen schwarzen Bohnen und Mandeln.

Die Wissenschaftler schlussfolgerten daraus: Die gleichen Portionen von tierischen und pflanzlichen Proteinnahrungsmitteln bieten nicht den gleichen Gehalt an essenziellen Aminosäuren und die gleiche Bioverfügbarkeit für den menschlichen Proteinstoffwechsel.


Die Ergebnisse der ersten Studie decken sich annähernd mit den Schlussfolgerungen der zweiten Untersuchung [2]: Der Verzehr von standardisierten Portionen tierischer Proteinnahrungsquellen (Rinderlende, Schweinelende, Eier) führte dabei zu einer besseren Proteinversorgung im menschlichen Körper gegenüber dem Ausgangswert als die standardisierten Portionen pflanzlicher Proteinnahrungsquellen (Tofu, Kidneybohnen, Erdnussbutter, gemischte Nüsse).

Die Empfehlung der Wissenschaftler: Die Unterschiede zwischen den tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln sollten hinsichtlich der Verdaulichkeit bzw. Bioverfügbarkeit der Nahrungsproteine bei den Ernährungsrichtlinien berücksichtigt werden.

Zum Proteinbedarf in unterschiedlichen Lebensphasen lesen Sie mehr in unserem Artikel: "Tierische oder pflanzliche Proteine – wie unterscheidet sich ihr ernährungsphysiologischer Wert?".

[1]: Connolly, G.; Hudson, J.L.; Bergia, R.E.; Davis, E.M.; Hartman, A.S.; Zhu, W.; Carroll, C.C.; Campbell, W.W. Effects of Consuming Ounce-Equivalent Portions of Animal- vs. Plant-Based Protein Foods, as Defined by the Dietary Guidelines for Americans on Essential Amino Acids Bioavailability in Young and Older Adults: Two Cross-Over Randomized Controlled Trials. Nutrients 2023, 15, 2870. https://doi.org/10.3390/nu15132870

[2]: Park S, Church DD, Schutzler SE, Azhar G, Kim IY, Ferrando AA, Wolfe RR. Metabolic Evaluation of the Dietary Guidelines' Ounce Equivalents of Protein Food Sources in Young Adults: A Randomized Controlled Trial. J Nutr. 2021 May 11;151(5):1190-1196. doi: 10.1093/jn/nxaa401. PMID: 33693735; PMCID: PMC8112772.