Den „ökologischen Fußabdruck“ verschiedener Lebensmittel kann man zwar so berechnen, als wären das Schrauben oder Plastiktüten, doch diese Herangehensweise blendet die Bedeutung von Lebensmitteln für menschliche Gesundheit aus und liefert damit eine zweifelhafte Diskussionsgrundlage. Viel aussagekräftiger als Gewicht oder Kaloriengehalt ist bei Lebensmitteln die Bewertung nach Nährstoffen.

Nun zeigt eine aktuelle Nature-Studie [1], wie unterschiedlich die Resultate solcher Bewertungen ausfallen, wenn man Lebensmittel – nicht wie sonst üblich – nach Gewicht oder Kaloriengehalt, sondern nach Mikronährstoffdichte auswertet. Betrachtet man z.B. die Landnutzung mit Bezug zum Gehalt an wichtigen Mikronährstoffen, zeigt sich, dass Olivenöl den höchsten Flächenbedarf hat. Tierische Produkte, die eine Vielzahl essentieller Nährstoffe enthalten, schneiden dagegen deutlich besser ab.

Als Berechnungsgrundlage dienten die Mengen von Vitamin A, Folsäure, Vitamin B12, Kalzium, Eisen und Zink, die im Durchschnitt für Erwachsene über 25 Jahre ein Drittel der empfohlenen Tageszufuhr darstellen würden.

Bild: Durchschnittlicher Flächenverbrauch (angegeben in m2/Jahr) der Lebensmittelportionen (a) pro kg oder l, (b) pro 1000 kcal und (c) pro angestrebtem prioritärem Mikronährstoffwert (durchschnittlich ein Drittel der empfohlenen Zufuhr von Vitamin A, Folsäure, Vitamin B12, Kalzium, Eisen und Zink für Erwachsene ≥25 Jahre, wobei der Beitrag jedes Mikronährstoffs auf 100 % der empfohlenen Zufuhr begrenzt ist).
Quelle: Katz-Rosene, R., Ortenzi, F., McAuliffe, G.A. et al. Levelling foods for priority micronutrient value can provide more meaningful environmental footprint comparisons. Commun Earth Environ 4, 287 (2023).

Aussagekräftige Erkenntnisse über die Komplexität nachhaltiger Lebensmittelsysteme

Der Versuch, die Berechnungsgrundlage auf die Bedürfnisse des menschlichen Körpers zu fokussieren, zeigt, wir komplex das Thema ist. Und so heißt es in der Studie des renommierten internationalen Forscherteams: „Hier zeigen wir anhand von Beispielen, wie ökologische Fußabdrücke – auf einer vorrangig Mikronährstoffe ausgerichteten funktionalen Einheit basiert – ernährungsphysiologisch aussagekräftige Erkenntnisse über die Komplexität nachhaltiger Lebensmittelsysteme liefern können. Wir bekräftigen die Idee, dass die Verwendung von einwertigen Nährwert-Umwelt-Scores zur Information von Ernährungsempfehlungen nur begrenzt möglich ist, da sie die komplexe Mehrdimensionalität der gesunden und nachhaltigen Lebensmittel, nicht angemessen erfassen“.

Lebensmittel können eben nicht mechanisch als lediglich Energielieferanten betrachtet und bewertet werden. Bereits bei Makronährstoffen wird es kompliziert. So bestehen zum Beispiel beim Eiweiß große Unterschiede, ob man mit tierischen oder pflanzlichen Proteinen versorgt wird. Auch bei Mikronährsoffen wie Eisen gibt es große Unterschiede.