Nutztierhaltung sei schlecht für die Umwelt und Kühe würden mit dem Methan, das sie im Rahmen ihrer Verdauung ausscheiden, das Klima schädigen. So zumindest die gängigen Vorstellungen in manchen Kreisen, die zudem gerne politisch und medial befeuert werden und sich auf diese Weise immer weiter ungeprüft verbreiten. Übersehen wird dabei, dass auf dem Großteil der landwirtschaftlichen Flächen überhaupt keine Pflanzen für den menschlichen Verzehr angebaut werden können. Erst durch Tiere, die diese Pflanzenmasse verwerten, entstehen wertvolle Lebensmittel wie Fleisch und Milch. Rinder, die dort grasen, tragen zudem zum Erhalt dieser Flächen und zur Biodiversität bei.
Als Wiederkäuer setzen die Tiere Methan (CH4) frei. Allerdings ist dieses biogene Methan schon immer Teil eines natürlichen Kreislaufs und das bereits seit Millionen von Jahren. Es zerfällt nach gut einem Jahrzehnt zu Kohlendioxid (CO2). Pflanzen nehmen im Rahmen der Photosynthese dieses CO2 für ihr Wachstum wieder auf und die Tiere fressen diese Pflanzen wieder. Somit steht dem freigesetzten Methan eine natürliche Senke gegenüber und es kommt folglich zu keiner Anreicherung in der Atmosphäre.
Treibhausgase aus fossilen Energieträgern reichern sich an
Treibhausgasse, die durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Erdgas freigesetzt werden, sind ein zusätzlicher Eintrag in die Atmosphäre. Ihnen steht keine natürliche Senke gegenüber und deshalb reichern sie sich immer weiter an. Das trifft vor allem auf das CO2 zu. Das ist zwar grundsätzlich weniger klimawirksam als das Methan, verbleibt aber über sehr lange Zeiträume in der Atmosphäre. Nach 1.000 Jahren können noch bis zu 40 Prozent nachweisbar sein. Auf diese Weise kann es sich wesentlich klimaschädlicher auswirken.
Der Anstieg des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre setzt parallel zur Industrialisierung ein. Die Zunahme wird insbesondere nach 1900 sichtbar, als damit begonnen wurde, enorme Mengen von Kohle und später von Erdöl zu verfeuern. Nutztiere gab es damals deutlich mehr als heute: Zur "Kaiserzeit" waren es knapp 19 Millionen Rinder in Deutschland, aber einen messbaren Einfluss auf das Klima hatten sie nicht. Heute sind es viel weniger, nur noch knapp 11 Millionen und diese sollen nun der "Klimakiller" sein.
Neueste Studie belegt: Methanemissionen aus der Nutzierhaltung sinken stetig
Dass aktuell weniger Tiere problematischer sein sollen als fast doppelte so viele vor über 100 Jahren, klingt nicht nur wenig plausibel, es entbehrt auch der wissenschaftlichen Grundlage. Die Landwirtschaft in Deutschland ist heute sicher in einem größeren Ausmaß technisiert als noch um das Jahr 1900, sie gehört allerdings zu den fortschrittlichsten und effizientesten weltweit. Ihr Anteil an den Treibhausgasemissionen liegt bei knapp acht Prozent, nur halb so hoch wie der globale Durchschnitt. Wiederholt erreicht sie ihre Klimaziele, während andere Sektoren wie Industrie und Energiewirtschaft diese verfehlen.
Die Methanemissionen der Nutztierhaltung in Deutschland sinken bereits seit vielen Jahren. Die Wissenschaftler Dr. Björn Kuhla und Dr. Gunther Viereck vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN), kamen im Rahmen einer Studie, die den Methanausstoß von landwirtschaftlichen Nutztieren Ende des 19. Jahrhunderts mit heutigen Werten verglich, zum Ergebnis, dass die Methanemissionen aus der Nutztierhaltung schon seit 2003 geringer ausfallen als 1892. Der hohe Effizienzgrad der Nutztierhaltung zeigt sich laut den beiden FBN-Forschern darin, dass heute im Vergleich mit der Zeit um 1900 viel mehr Menschen mit deutlich weniger Tieren auskommen.
Forderung nach Reduzierung der Nutzierhaltung unbegründet
Die Landwirtschaft in Deutschland befindet sich nachweislich auf Nachhaltigkeitskurs. Es gibt viele weitere innovative Ansätze, um die Emissionen aus der Nutztierhaltung weiter zu senken. Dennoch wird immer wieder aus unterschiedlichen Lagern der Ruf nach Abbau der Tierbestände laut. Anstatt einen hochinnovativen Sektor zu fördern, soll er nach dem Willen einiger am besten ganz verschwinden. Dabei kam selbst der Weltklimarat (IPCC) zum Ergebnis, dass der Effekt der Emissionen aus der Landwirtschaft bislang um das Drei- bis Vierfache überbewertet wurde. [1]
Worin bestünde also der „Nutzen“, den Tierbestand weiter zu reduzieren? Schon heute ist die Selbstversorgung mit Fleisch gefährdet. Eine Reduzierung der Nutztierbestände bei uns verlagert die Produktion ins Ausland und macht uns abhängiger von Lebensmitteln aus dem Ausland. Die Umwelt-, Hygiene-, und Tierwohlstandards sind im Ausland zudem oft deutlich schlechter als in Deutschland. Weniger Tiere bei uns hat keinerlei Einfluss auf den Fleischverbrauch international. In Deutschland sinken sowohl Fleischverbrauch als auch Fleischverzehr – weltweit steigen sie hingegen. Eine vernunftorientierte Debatte um das Thema Nutztierhaltung und Fleischwirtschaft erscheint mehr als überfällig.