Die Europäische Kommission treibt die sogenannte "Farm to Fork"-Strategie für ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem voran. Sie wird als "neuer umfassender Ansatz für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln durch die Europäer" beschrieben und basiert auf der Annahme, dass "die Menschen immer mehr auf ökologische, gesundheitliche, soziale und ethische Probleme achten und mehr denn je einen Wert in Lebensmitteln suchen". Diese Strategie steht jedoch nicht immer mit den sich wandelnden Vorlieben und Werten der Bürger im Einklang. In Zeiten wirtschaftlicher oder gesundheitlicher Unsicherheiten verschieben sich Prioritäten, auch was den Einkauf von Lebensmitteln und die Anforderungen der Bürger betrifft.

Lebensmittelverfügbarkeit tritt stärker in den Vordergrund

Lebensmittel sind heute nicht mehr so leicht verfügbar oder so billig wie noch vor wenigen Jahren. Die Corona-Pandemie hat internationale Lieferketten beeinträchtigt und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Knappheit bestimmter Rohstoffe verschärft. Es ist riskant, sich bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern zu sehr auf Drittländer zu verlassen.

So musste die Europäische Kommission nur ein Jahr nach der Veröffentlichung der "Farm to Fork"-Strategie einen Notfallplan aufstellen, um die Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten zu gewährleisten. "Verfügbarkeit" wird in Europa heute wieder als wesentlicher Bestandteil der Ernährungssicherheit genannt.

Neudefinition der "Farm to Fork"-Strategie

Nach der Veröffentlichung der Farm to Fork-Strategie haben verschiedene Studien davor gewarnt, dass sie zu einer geringeren Lebensmittelproduktion in der EU führen würde. Dies hätte unmittelbare Auswirkungen insbesondere auf ärmere Länder der Welt, da ein verringertes Angebot zu höheren Preisen führt - die Folge des Verzichts auf Produktivität, Verfügbarkeit und Effizienz. Mehr Ressourcen zu verbrauchen, um weniger zu produzieren kann in diesem Zusammenhang nicht nachhaltig sein. Auch die Klimabilanz kann sich insgesamt verschlechtern, wenn die Produktion ins Ausland verlagert wird. Landnutzungsänderungen und verringerte Produktivität können dann zu zusätzlichen Emissionen führen.

Die "Farm to Fork"-Strategie der Europäischen Union muss daher in den nächsten Jahren neu ausgerichtet werden. Die Lebensmittelpolitik muss so angepasst werden, dass der Schutz der Umwelt als mittel- und langfristiges Ziel erhalten bleibt. Aber auch die möglichen Auswirkungen der Strategie auf die Nahrungsversorgung in Europa und der Weltbevölkerung und der Erhalt einer effizienten Lebensmittelproduktion müssen in eine Neuausrichtung einfließen. Nur so kann ein produktives Agrar- und Ernährungssystem aufrechterhalten werden, das eine unersetzliche Aufgabe erfüllt: die Ernährung der Bürger, die Bewirtschaftung des Bodens, die Schaffung von Wohlstand und Entwicklung sowie den Schutz der Umwelt.

Welche Paradoxe die "Farm to Fork"-Strategie mit sich bringt, zeigen wir hier: Die 9 Paradoxe der EU "Farm to Fork"-Strategie.
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