Die Weltbevölkerung wächst: Im Jahr 2050 müssen voraussichtlich 10 Milliarden Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Der weltweite Gesamtbedarf an Fleisch wird in diesem Zeitraum um ca. 22 % steigen, prognostiziert die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Die FAO-Experten gehen von einer Verdopplung des Konsums in Afrika und einer signifikanten Steigerung in Asien aus. Dementsprechend werden die Tierbestände und die Fleischproduktion wachsen. Gleichzeitig sollten aber die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft gesenkt werden.
Daher hat die FAO mehrere Lösungsansätze unter die Lupe genommen: Zahlreiche Forschungsprojekte und wissenschaftliche Arbeiten wurden ausgewertet und die Resultate in dem knapp 80-seitigen Bericht „Pathways towards lower emissions“[1] zusammengefasst. Er nimmt eine globale Bewertung der Treibhausgasemissionen aus der Nutztierhaltung und der angeschlossenen Produktion von Lebensmitteln vor und betrachtet die vorhandenen Optionen zur Emissionsminderung.
Treibhausgasemissionen: Istzustand und Prognosen
Laut Berechnungen der FAO war der Nutztiersektor im Jahr 2015 weltweit für etwa 12% der globalen Treibhausgasemissionen (etwa 6,2 Gigatonnen CO-2-Äquivalente) verantwortlich Dabei sind die vor- und nachgelagerten Emissionen berücksichtigt, die unter anderem bei der Dünger- und Pflanzenschutzmittelherstellung oder auch bei der Verarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln entstehen. Wenn wir nicht Gegensteuern, landen wir im Jahr 2050 voraussichtlich bei über 9 Gigatonnen, so die FAO-Hochrechnungen. Das wäre ein Plus von 46 %, wobei auch ein deutlicher Zuwachs bei den Methanemissionen (CH4) zu erwarten ist, wenn die Tierbestände noch deutlich wachen würden. Doch dieser Entwicklung kann ein ganzer Maßnahmenkatalog entgegenwirken, und FAO hat berechnet, was die Verbesserungen in einzelnen Bereichen für das globale Vorhaben bringen würde, diese Emissionen zu reduzieren.
Was bringt die größten Einsparungen bei den Treibhausgasemissionen in der Tierhaltung?
An erster Stelle steht (siehe Grafik) die Verbesserung der Produktionseffizienz: Allein damit kann man fast 1,8 Gigatonnen CO-2-Äquivalente einsparen. Die Verbesserung der Produktivität und der Effizienz der Ressourcennutzung mit den bereits bestehenden Methoden hätten vor allem in den Entwicklungsländern eine große Wirkung.
Ein großes Einsparpotential birgt auch der Bereich Genetik: Die gezielte Selektion kann für eine geringe CH4-Produktion in den Rindermägen sorgen. In diesem Bereich gibt es mittlerweile große Fortschritte und einige Methoden versprechen eine Senkung von bis zu 25% im Laufe von 10 Jahren bei der gleichen Futteraufnahme.
Auch im Bereich Tiergesundheit sehen Wissenschaftler viel Potential: Die adäquate Behandlung von bestimmter Tierkrankheiten spielt eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Treibhausgasemissionen und die Verbesserung der Tiergesundheit trägt zudem auch zu allgemeinen Produktivitätssteigerungen. Denn eine geringere Sterblichkeitsrate und gesündere Tiere haben auch höhere Produktivität und bessere Wachstumsraten. Zudem müssten auch weniger Produkte aus Lebensmittelsicherheit verworfen werden. Insgesamt könnte man im Bereich Tiergesundheit über 0,9 Gigatonnen CO-2-Äquivalente einsparen (siehe Grafik).
Reduzieren der Lebensmittelverluste bringt mehr als Fleischverzicht
Auch das Reduzieren von Verlusten auf dem Weg vom Feld auf den Teller spielt eine große Rolle: Wenn es in hochentwickelten Ländern eher vom Konsumenten zu viel gekauft und dann weggeworfen wird, kommt es in den Entwicklungsländern immer noch bei der Ernte, Lagerung und Transport von Futter- und Lebensmitteln zu hohen Verlusten. Und gerade in den Ländern Afrikas und Asiens wird ja – laut FAO – der Fleischkonsum und -produktion in den kommenden 30 Jahren besonders stark wachsen. Allein in Afrika soll der Konsum um 100% im Vergleich zum aktuellen Niveau steigen. Der FAO-Bericht zeigt deutlich (siehe Grafik), dass allein die Verbesserungen in diesem Bereich– global gesehen – für mehr Senkung der CO₂-Emissionen sorgen würde, als der Umstieg auf vegane Ernährung.
Abbau der Tierhaltung und Fleischproduktion in Deutschland würde zu mehr Emissionen führen
Deutschland ist – im globalen Vergleich – ein gutes Beispiel für effiziente Landwirtschaft, wozu die wissenschaftliche Forschung und technische Innovation einen großen Beitrag leisten. Auch in Sachen Umweltschutz wird viel geleistet. So hat die deutsche Landwirtschaft seit 1990 ihre CO₂-Emissionen um 25,8 % gesenkt. 2022 stammten lediglich 8,3 % der deutschen Gesamtemissionen an Treibhausgasen aus der gesamten Landwirtschaft, inklusive Tierhaltung.
Auch 2023 war die Landwirtschaft in Deutschland ist einer der wenigen Sektoren, die ihre Treibhausgasemissionen deutlich gesenkt und damit die entsprechenden Reduktionszeile übererfüllten, und zwar um 29 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente, so eine Pressemitteilung des Umweltbundesamtes [2].
Deutschland ist eine Gunstregion für die Tierhaltung, so wie andere Länder Gunstregionen z.B. für die Produktion von Südfrüchten sind. Wird die Tierhaltung in Deutschland abgebaut, wandert diese in Länder mit geringerer Klimaeffizienz und weniger technischen Innovation ab, was global gesehen zu mehr Emissionen führen würde
[1] Pathways towards lower emissions - A global assessment of the greenhouse gas emissions and mitigation options from livestock agrifood systemse. Der Bericht wurde Ende 2023 verfasst und auf der internationalen Klimakonferenz in Dubai offiziell präsentiert.
Download (PDF): https://openknowledge.fao.org/bitstreams/a06a30d3-6e9d-4e9c-b4b7-29a6cc307208/download