Wertschöpfung durch Handel

Der Anspruch der Fleischwirtschaft ist es, möglichst alle Teilstücke eines Tieres nach der Schlachtung für die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln und damit nachhaltig zu verwenden. Auf Grund unterschiedlicher Verzehrpräferenzen der Verbraucher und saisonaler Effekte (z. B. die Grill- oder Weihnachtssaison) ist dies nur mit der Beteiligung am internationalen Handel möglich.

Es gibt Teilstücke von Schwein und Rind, die bei deutschen Verbrauchern besonders beliebt sind. Diese werden in einer größeren Menge nachgefragt als hierzulande erzeugt. Dazu zählt z. B. das Rinderfilet. Beim Schwein sind es die Schnitzel, Koteletts oder Schinken. Die Besonderheit der Fleischerzeugung ist jedoch, dass nicht gezielt bestimmte Teilstücke erzeugt werden können, sondern bei jeder Schlachtung alle Teilstücke und Innereien eines Tieres anfallen, für die die beste mögliche Wertschöpfung gefunden werden muss, um nachhaltig Fleisch zu erzeugen.

Die beim deutschen Verbraucher besonders beliebten Teilstücke werden hingegen auch aus anderen EU-Mitgliedsstaaten nach Deutschland geliefert. In 2019 wurden Fleisch und Fleischerzeugnisse im Wert von 7,7 Mrd. Euro importiert – weit überwiegend aus der EU. Für Schweinefleisch ist Deutschland weltweit einer der größten Importmärkte. Neben der großen Nachfrage nach bestimmten Teilstücken ist in dem Zusammenhang auch der Wunsch nach Vielfalt und Abwechslung auf dem Teller entscheidend.

So erklärt sich, dass hierzulande mehr Schweinefleisch erzeugt wird als verbraucht und trotzdem eine erhebliche Menge, nämlich knapp 30 % der Verbrauchsmenge importiert wird. Denn: Der Fleischmarkt ist ein Teilstückmarkt. Ein Abgleich von erzeugter Gesamtmenge mit verbrauchter Gesamtmenge an Fleisch ist deshalb völlig ungeeignet eine mögliche Eigenversorgung eines Landes zu beschreiben.

Wir haben es bei Fleisch mit vielen verschiedenen Artikeln zu tun, die an verschiedenen Orten der Welt unterschiedlich bewertet werden. So werden Schweinepfoten, -schnauzen oder –schwänze und Innereien von den deutschen Verbrauchern so gut wie gar nicht mehr verzehrt. Dafür müssen Abnehmer in anderen Ländern gesucht werden. In vielen asiatischen Ländern stehen diese Teilstücke ganz oben auf dem Speiseplan und gelten als Delikatessen. Ohne die Erschließung dieser internationalen Absatzmärkte würde ein Großteil der Produkte vom Schwein nicht der Lebensmittelkette zugeführt. Zum anderen gibt es auch Teilstücke die bei uns gut nachgefragt sind, aber in anderen Ländern eine noch höhere Wertschätzung finden, wie z.B. Bäuche in Südkorea.

Zahlen, Daten, Fakten zum Handel mit Schweinefleisch

Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 5,2 Mio. t Schweinefleisch erzeugt (alle Werte beziehen sich auf das Schlachtgewicht, d. h. mit Knochen und ohne Innereien).

Es wurden 2,39 Mio. t Schweinefleisch aus Deutschland exportiert. Über ein Drittel der in Deutschland erzeugten Menge ging in den EU-Binnenmarkt. Lediglich knapp 10 % der erzeugten Menge wurde in Drittländer geliefert. Die wesentlichen Zielländer für Schweinefleisch außerhalb der EU sind China, Südkorea, Japan, Hongkong und Vietnam.

Zusätzlich zur eigenen Erzeugung wurden 1,12 Mio. t Schweinefleisch importiert, nahezu ausschließlich (99 %) von unseren europäischen Nachbarn. Der Verbrauch von Schweinefleisch in Deutschland lag 2019 bei 3,93 Mio. t.

Zahlen, Daten, Fakten zum Handel mit Rindfleisch

Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 1,1 Mio. t Rindfleisch erzeugt. Zusätzlich wurden 501.200 t importiert, davon 400.800 t aus der EU. Exportiert wurden 423.000 t Rindfleisch, davon gingen 392.700 t (93 %) in den EU-Binnenmarkt. Die übrigen 7 % wurden vor allem in die Schweiz und nach Norwegen geliefert. Ein Export von Rindfleisch aus Deutschland in Länder außerhalb Europas findet so gut wie gar nicht statt. Der Verbrauch von Rindfleisch in Deutschland lag 2019 bei 1,21 Mio. t.

Die Besonderheit bei der Rindfleischerzeugung besteht darin, dass die hierzulande geschlachteten Rinder zum größten Teil ein sogenanntes Koppelprodukt der Milcherzeugung sind. D. h. die Tiere werden nicht gezielt zur Fleischerzeugung geboren und aufgezogen, sondern zur Milchproduktion. Die Milchkühe werden nach einer bestimmten Zeit geschlachtet und ihr Fleisch als Nahrungsmittel gewonnen. Im Durchschnitt bekommt eine Milchkuh jedes Jahr ein Kalb, um Milch geben zu können. Nicht alle Kälber, vor allem nicht die männlichen, sind zur Milcherzeugung geeignet - sie werden für die Fleischerzeugung großgezogen.

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