Verbraucher erwarten heute, dass qualitativ hochwertige Lebensmittel zu einem fairen Preis rund um die Uhr verfügbar sind. Gleichzeitig soll auch das Tierwohl gefördert werden. Das hat in der Landwirtschaft zu einer stärkeren Spezialisierung und Professionalisierung der Betriebe geführt. Es haben sich zunehmend größere und effizientere Betriebe herausgebildet. So werden heute in Deutschland durchschnittlich 627 Mastschweine pro Betrieb großgezogen, 72 Prozent aller Schweine leben in Beständen mit mehr als 1.000 Tieren. Bei Milchkühen sind es durchschnittlich 64 Tiere pro Betrieb. 55 Prozent aller Kühe leben in Beständen mit mehr als 100 Tieren.[1] Im Durchschnitt ernährt ein Landwirt heute 135 Menschen (1990 waren es noch 69).

Jederzeit detaillierte, tierbezogene Analysen

Mit dieser Entwicklung gehen gleichzeitig bessere Haltungs- und Sicherheitsstandards für Mensch und Tier einher. Moderne Haltungs-, Fütterungs- und Managementsysteme ermöglichen den Betrieben jederzeit eine detaillierte, tierbezogene Analyse ihres Bestandes. Sie können damit bei möglichen Problemen deutlich früher und gezielter eingreifen.[2]

In der öffentlichen Diskussion werden große Tierhaltungsbetriebe oft wegen ihrer Größe und Anzahl der Tiere, die sie halten, als wenig tiergerecht eingestuft. Ein solcher Zusammenhang ist aus Sicht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wissenschaftlich nicht belegbar. Nicht die Betriebsgröße ist ausschlaggebend für Tierwohl und Tiergesundheit in der Produktion. Entscheidend sind die Bedingungen, unter denen die Landwirte ihre Tiere großziehen.

Dass man nicht pauschal zwischen guten oder schlechten Haltungssystemen für Nutztiere unterscheiden kann, unterstreicht auch der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE). Das interdisziplinär besetzte Gremium sieht vor allem in Management, Zucht und Haltungsbedingungen einen größeren positiven Einfluss auf das Tierwohl als in der Bestandsgröße des Betriebs.[3]

Neben der Hygiene sind entscheidende Stellschrauben für mehr Tierwohl nach Ansicht der Experten ein gesundes Stallklima, ein ausreichendes Platzangebot und Beschäftigungsmaterial für die Tiere, um beispielsweise den ausgeprägten Spiel- und Erkundungstrieb von Schweinen zu bedienen.[4] Zum Wohlbefinden der Tiere tragen außerdem gute Ernährung und eine ständige Wasserversorgung bei.

Ausstieg aus dem Kastenstand

Durch den Beschluss des Bundesrats über die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung [5] wurde Klarheit und Planungssicherheit für die Landwirte hinsichtlich der Tierhaltung von Sauen geschaffen.

In den nächsten acht Jahren werden Kastenstände im Bereich des Deckzentrums vollständig ersetzt. Danach dürfen die Sauen nur noch in Gruppen gehalten werden. Kastenstände sind mit einer Übergangsfrist von 15 Jahren nur noch im Abferkelbereich für eine Dauer von maximal fünf Tagen zulässig.[6] Schon während der Übergangszeit muss den Tieren mehr nutzbare Mindestfläche pro Sau bereitgestellt werden – 5 m² in einer Arena, davon 1,3 m² als Liegefläche.

Diese Neuerungen sind ein wichtiger Schritt hin zu weiteren Verbesserungen in der Nutztierhaltung.

Initiative Tierwohl – Umfassende Investitionen in Tierschutz

Unabhängig vom Haltungssystem des Betriebs übernehmen die Landwirte die elementare Rolle für Tierwohl und Tiergesundheit: Sie erkennen durch genaues Beobachten der Tiere, ob diese sich wohlfühlen. Wenn nötig, können Sie schnell eingreifen und zum Beispiel erkrankte Tiere separieren und behandeln.

Die Unternehmen der Fleischwirtschaft unterstützen ihre Erzeuger mit Schulungs- und Fortbildungsangeboten, um Tierwohl und Tierschutz in der Haltung sicherzustellen und weiter auszubauen. Gemeinsam mit den Landwirten beraten sie über Investitionen in Aufzucht, Haltung, Fütterung und Transport, die den Landwirten helfen, ihre Betriebe zukunftssicher aufzustellen.

Die Fleischwirtschaft ist daher auch einer der Mitbegründer der Initiative Tierwohl. Die Initiative setzt sich für die Umsetzung von Tierwohlmaßnahmen oberhalb der gesetzlichen Anforderungen ein. Das gilt keinesfalls nur für eine Nische, sondern für die breite Basis in der Tierhaltung und Fleischerzeugung. Alle Informationen zur Initiative Tierwohl finden Sie unter https://initiative-tierwohl.de/

Quellen:

[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.), Broschüre "Landwirtschaft verstehen", 2019.
https://www.bmel.de/SharedDocs...
[2]
https://www.ktbl.de/fileadmin/user_upload/Allgemeines/Download/Tagungen-2015/KTBL-Tage-2015/KTBL-Tage_2015.pdf; S. 95-99
[3]
Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) der Bundesregierung:
Gutachten „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung".
[4]
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/GutachtenNutztierhaltung-Kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=2
[5] https://www.google.com/url?sa=...


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