Der Mensch hat im Vergleich zu allen anderen Lebewesen ein riesiges Hirn, das unzählige Informationen verarbeiten und komplexe Aufgaben lösen kann. Unser Gehirn ist – aus Evolutionsperspektive – also vielleicht unser größtes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Lebewesen. Doch wie kam es dazu, dass sich das menschliche Gehirn damals anders entwickelte als das unserer Artverwandten?

Die Antwort liegt weit in der Vergangenheit, denn die Evolution des Menschen wurde von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Eine wesentliche Rolle spielt unter anderem die Ernährung.

Evolution und Ernährung

Der Mensch ist ein sogenannter „Allesfresser“. Vor 2 bis 3 Millionen Jahren begann er, neben Pflanzen und Früchten auch Fleisch zu essen. Fleisch weist eine hohe Nährstoffdichte mit vielen Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten auf und lieferte dem Menschen damals wichtige Energie, die seine körperliche sowie geistige Entwicklung begünstigte.

Ganz entscheidend beim Verzehr von Fleisch, so beschreibt es eine Forschergruppe von der Harvard-Universität, waren unsere Werkzeuge zum Zerkleinern des Fleisches. Durch kleine mundgerechte Stücke sparten sich die Menschen viele Kaubewegungen und damit enorm viel Energie und Zeit. Heißt im Umkehrschluss: Hoch energiereiche Nahrung konnte mit geringem Energieverbrauch aufgenommen werden. Das führte zu einem zusätzlichen Nährstoff-Überschuss, der das Wachstum des Hirns unterstützte. [1]

Kleiner Kiefer, großes Hirn

Durch die angepasste Nahrungsaufnahme veränderte sich auch die Anatomie des Menschen: Große Zähne und kräftige Kaumuskeln wurden mit der Zeit überflüssig, denn harte Wurzeln wurden kaum noch verzehrt. Dadurch entwickelten unsere Vorfahren ein flaches Gesicht mit einem kleinen Kiefer. Das wiederum schuf ausreichend Platz für das große und komplexe Gehirn.

Neben der Veränderung der Anatomie befähigte das Hirnwachstum unsere Vorfahren mit der Zeit zur Entwicklung der Sprache und ermöglichte ebenso komplexeres soziales Verhalten, was wiederum die Jagdtaktiken verbesserte. Aber das große Gehirn ist auch ein echter Energiefresser: Heute benötigt es 20 bis 25 Prozent der Energie, ausgehend vom Ruheumsatz eines durchschnittlichen Menschen. [2]

Feuer als Gamechanger

Einige hunderttausend Jahre später gelang dem Menschen ein weiterer entscheidender Schritt zur Steigerung der Nahrungsqualität: das Kochen über dem Feuer. Gekochte Nahrung ist zum einen weicher und so leichter kaubar, zum anderen liefert sie uns mehr Energie. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass das Erhitzen der Nahrung zu einer erhöhten Kalorienaufnahme beiträgt und dem Körper mehr Energie zuführt. Das begünstigt das Wachstum des Gehirns weiter. Neben dem Verzehr von Fleisch stellt dies einen bedeutenden Faktor in der menschlichen Evolution dar. [3]

Fleisch als Teil unserer Geschichte

Unser grundsätzlicher Ernährungsstil ist nun also seit Millionen Jahren bewährt. Vermutlich hätte sich der Mensch ohne den Verzehr von Fleisch niemals so fortschrittlich entwickelt. Auch heute liefert Fleisch dem Körper noch wichtige Nährstoffe und Mineralien. Schon mit einer geringen Menge Fleisch können eine Vielzahl lebenswichtiger Nährstoffe aufgenommen werden. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Artikel zu Fleisch als Nährstofflieferanten.

[1] Mocker D. Wie eine Scheibe Fleisch uns zu Menschen machte [Internet]. Spektrum. 2016. Verfügbar unter: https://www.spektrum.de/news/wie-eine-scheibe-fleisch-uns-zu-menschen-machte/1402769
[2] Leonard, W. Menschwerdung durch Kraftnahrung. Spektrum. 2003. https://www.spektrum.de/magazin/menschwerdung-durch-kraftnahrung/829766
[3] Carmody R. et al. Energetic consequences of thermal and nonthermal food processing. [Internet] PNAS. Online Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1112128108