Die Blauzungenkrankheit ist eine anzeigepflichtige, virusbedingte Tierseuche, die von Steckmücken der Gattung „Culicoides“ (Gnitzen) auf Schafe, Ziegen, Rinder und andere Wiederkäuer sowie auf Neuweltkameliden (Lamas, Guanakos, Alpakas und Vikunjas) übertragen werden kann.

Keine Gefahr für Menschen

Die Blauzungenkrankheit stellt ausdrücklich keine Gefahr für Menschen dar[1]. Fleisch- und Milchprodukte können weiterhin ohne Bedenken verzehrt werden. Auch die üblichen Haustiere wie Hunde, Katzen, Vögel, Reptilien etc. können sich mit dem Virus nicht infizieren. Für Pferde ist diese Tierseuche ebenfalls ungefährlich[2].

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Tierseuche keine Auswirkungen auf die menschliche oder öffentliche Gesundheit hat. Das gilt zum Beispiel auch für die Afrikanische Schweinepest, die nur für Haus- und Wildschweine gefährlich sein kann.

Wiederkäuer und Kamelartige in ganz Deutschland sind mittlerweile betroffen

Seit Herbst 2023 ist die Blauzungenkrankheit in Deutschland auf dem Vormarsch. In Nord- und Mitteleuropa wurde der zuvor noch nicht aufgetretene Serotyp 3 des Virus nachgewiesen. Die Tierseuche wurde in Deutschland zuerst in im Bundesland Nordrhein-Westfalen in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze festgestellt, bevor sie sich nach Niedersachsen weiterverbreitet hat. Nach einer Pause in den Wintermonaten, hat sich die Seuche im Sommer 2024 erwartungsgemäß wieder an Fahrt aufgenommen und sich weitflächig ausgebreitet, so die Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Impfungen mildern den Verlauf, verhindern aber nicht die Verbreitung

Tiermediziner, Wissenschaftler und Behörden empfehlen, die für den Erreger empfängliche Wiederkäuer zu impfen. Auch wenn die aktuell vorhandenen Impfstoffe keinen vollständigen Schutz bieten, ist eine Impfung die einzig wirksame Maßnahme, Tiere vor einem schweren Krankheitsverlauf und Tod zu schützen. Besonders bei Rindern - die ohnehin selten an dieser Tierseuche verenden - mildern die vorhandenen Impfungen den Verlauf erheblich. Die Verbreitung des Erregers wird aber durch die Impfung nicht verhindert.

Einen EU-weit zugelassenen Impfstoff gegen den momentan grassierenden Serotyp 3 gibt es aktuell noch nicht. Allerdings wurde Anfang Juni 2024 durch das BMEL die Anwendung von drei Impfstoffen nach Vorabprüfung durch das Paul-Ehrlich-Institut per Eilverordnung (BTV-3-ImpfgestattungsV) gestattet. Dabei handelt es sich um eine freiwillige Impfung für alle empfänglichen Tierarten, um bereits vor der zu erwarteten EU-Zulassung im Herbst 2024 eine wirksame Präventionsmaßnahme zur Verfügung zu haben.

[1] www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/blauzungenkrankheit.html

[2] www.mein-pferd.de/pferdegesundheit/blauzungenkrankheit-pferd-koennen-pferde-sich-anstecken/