Teller oder Trog – wie sieht es aus mit Futtermitteln?

In Deutschland wird etwa die Hälfte der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt, um Lebensmittel zu produzieren. Von den 16 Mio. Hektar sind etwa 71 Prozent Ackerland, 28 Prozent Dauergrünland und 1 Prozent Dauerkulturen.

Das Dauergrünland, sprich Wiesen, die zur Futtergewinnung gemäht werden und Weiden, auf denen die Tiere grasen, umfasst also ca. 4 Mio. Hektar. Auf diesen Flächen kann man keine pflanzlichen Lebensmittel für den Menschen anbauen. Sie liefern einen Großteil des für die Tierernährung notwendigen Grundfutters wie Gras, Grassilagen und Heu. Hier gibt es keinerlei Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion. Im Gegenteil: Tiere wandeln diese für uns nicht nutzbaren Rohstoffe in Milch und Fleisch um. Zudem wirkt sich auch das Dauergrünland mit seiner abwechslungsreichen Flora sehr positiv auf die Biodiversität aus.

Grasland - Weidehaltung
Grasende Kühe

Und das Ackerland?

Wie das Ackerland am besten genutzt werden kann, hängt von den Eigenschaften des Standorts ab. Sie werden beeinflusst von regionalen, strukturellen und klimatischen Bedingungen. Dabei sind Bodenqualität und Witterung von größter Bedeutung. Weniger begünstigte Standorte eigenen sich meist nicht für die Produktion pflanzlicher Lebensmittel, für die nur die besten Qualitäten eingesetzt werden. Höhere Qualitäten auf schlechteren Böden benötigen einen deutlich höheren Düngereinsatz. Das kann Mineraldünger sein, dessen Produktion erhebliche Mengen an Gas und Öl verschlingt oder der sogenannte Wirtschaftsdünger – also Dung oder Gülle, die bei der Tierhaltung für die Milch- und Fleischproduktion quasi klimaneutral mit anfallen.

Rund 35 Prozent (8,5 Millionen Tonnen) aller im Mischfutter verwendeten Rohstoffe sind Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. Lässt man die Qualitäts- und Verarbeitungsaspekte außer Betracht, besteht bei diesen Futtermittelkomponenten durchaus ein Konkurrenzverhältnis zum direkten menschlichen Konsum. Vorausgesetzt man bezieht sich ausschließlich auf die Getreidekörner. Die Futtermittelhersteller verwenden jedoch das ganze Getreide in ihren Rezepturen, also auch die Nebenerzeugnisse wie Schalen und Keimlinge.

Schauen wir etwas genauer auf den Weizen, der aktuell im Mittelpunkt der Diskussion steht. Eingeteilt wird die Qualität des Weizens nach Proteingehalt, Proteinqualität und den Teigeigenschaften des jeweiligen Mehles. Je besser die einzelnen Qualitäten sind, desto besser ist der Weizen für die Herstellung von Brot und Backwaren geeignet. Erfüllt er diese Eigenschaften nicht, wird er nicht als Brot-, sondern als Futterweizen vermarktet. So landen im Jahr etwa 7 Mio. Tonnen Weizen im Trog und nicht auf dem Teller, weil Ihre Qualität nicht für die menschliche Ernährung ausreicht.

Auch von dem Weizen, der direkt zu Lebensmitteln verarbeitet wird, fällt etwas für das Tierfutter ab – nämlich die Kleie, die beim Mahlen zu Mehl übrigbleibt. Immerhin weitere 1,5 Mio. Tonnen.

Was passiert mit Lebensmittelresten?

Auch bei anderen Lebensmitteln fallen Reststoffe an, die als Tierfutter verwendet werden. Auf 90.000 Hektar wird in Deutschland Gerste für die Bierproduktion angebaut. Auch hier gibt es spezielle Qualitätsanforderungen, damit die Gerste im Brauprozess eingesetzt werden kann. Werden diese nicht erfüllt: Richtig. Tierfutter.

Braugerste
Braugerste

Und nach dem Brauen? Da bleibt der sogenannte Treber, also die ausgekochten Gerstenkörner, übrig. Sie haben einen noch einen hohen Proteingehalt, da der Brauer überwiegend die Stärke der Körner nutzt. Damit ist auch der Treber ein optimales Futtermittel. Die Menge an Biertreber, Malzkeimen und so genannten Schlempen, alles Nebenerzeugnisse aus Brauereien und Brennereien, lässt sich auf etwa 1 Mio. Tonnen beziffern.

Und last but not least helfen die Tiere dabei, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren: Im Gegensatz zu anderen Lebensmittelabfällen ist es erlaubt und üblich, übriggebliebenes Altbrot sowie Brot- und Keksmehl aus Groß- und Kleinbäckereien zu verfüttern.

Die beschriebenen nachhaltigen Kreisläufe haben sich über lange Zeiträume etabliert, um eine möglichst optimale Nutzung von Flächen und Reststoffen zu ermöglichen. An den Kreisläufen kann man nicht mal eben etwas ändern, wie es heute gerne von der Politik gefordert wird.

Berücksichtigt man alle diese Aspekte, wird deutlich, dass Tiere keinen echten Nahrungskonkurrenten sind. Zu diesem Ergebnis gelangt auch die Studie der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) „Livestock: On our plates or eating at our table?“ Eine ausführliche Darstellung der wesentlichen Inhalte finden Sie hier: https://www.bft-online.de/publ...