„Gesunde Ernährung fördert die Gesundheit, das Wachstum und die Entwicklung, unterstützt eine aktive Lebensweise, beugt Nährstoffmangel und -überschuss vor, dient der Prävention von übertragbaren und nicht übertragbaren sowie lebensmittelbedingten Krankheiten und fördert das Wohlbefinden“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung [1] der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die auf eine der kontroversesten Fragen der Gegenwart eingeht: Was sind gesunde Ernährungsweisen?
Was sind gesunde Ernährungsweisen?
Angesichts der kulturellen, regionalen und religiösen Vielfalt der Weltbevölkerung betont die Erklärung bereits im Titel, dass es durchaus mehrere gesunde Ernährungsweisen geben kann. Doch eins gilt dabei als unumstritten: Die entscheidende Rolle der Ernährung bei der Vorbeugung gegen alle Formen der Mangelernährung und Krankheiten.
Die WHO und die FAO formulieren in ihrer gemeinsamen Erklärung vier Kriterien, nach denen eine gesunde Ernährung funktioniert: Sie muss adäquat, ausbalanciert, angemessen und vielfältig sein.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Versorgung mit den essenziellen Nährstoffen.
„Die meisten essenziellen Nährstoffe kann der Körper nicht selbst synthetisieren und muss sie daher über die Nahrung aufnehmen“, heißt es in der Erklärung. Dazu gehören essenzielle Aminosäuren [2], essenzielle Fettsäuren und die meisten Vitamine und Mineralstoffe.
Essenzielle Nährstoffe sind an allen Körperfunktionen beteiligt, vom Wachstum und der Entwicklung des Gehirns beim Fötus und Kleinkind bis hin zur Funktion der Organe und Muskeln während des gesamten Lebens.
Essenzielle Nährstoffe
Eine unzureichende Zufuhr von essenziellen Nährstoffen kann zu spezifischen Mangelsyndromen fürhren - verursacht durch Unterversirgung mit einzelnen Nährstoffe (z. B. Skorbut durch Vitamin-C-Mangel, Rachitis durch Vitamin-D-Mangel, Kropf durch Jodmangel [3]). Viele von diesen Krankheiten sind inzwischen in den meisten Teilen der Welt eher selten anzutreffen. Doch viele anderen Erkrankungen - wie z. B. Wachstumsstörungen, Störungen der Gehirnentwicklung und der Funktion des Immunsystems - werden zum Teil auch durch einen Mangel an mehreren Nährstoffen verursacht.
Daher ist es auch so wichtig, die adäquate Versorgung von Kleinkindern zu gewährleisten, worauf die gemeinsame Erklärung der zwei wichtigen internationalen Organisationen explizit eingeht.
Kinderernährung im Fokus
„Ab einem Alter von 6 Monaten sind Lebensmittel tierischen Ursprungs eine gute Quelle für hochwertiges Eiweiß und bioverfügbare wichtige Vitamine und Mineralien. Daher empfiehlt die WHO für Kinder in dieser Altersgruppe neben dem fortgesetzten Stillen den täglichen Verzehr von Lebensmitteln tierischen Ursprungs, einschließlich unverarbeitetem Fleisch, Fisch oder Eiern“, so die gemeinsame Erklärung von FAO und WHO.
Zwar weist die Erklärung auf die vermeintlichen Risiken des „übermäßigen Fleischkonsums bei Erwachsenen“, verweist dabei jedoch auf einen FAO-Bericht [4] mit dem aussagekräftigen Titel: „Wie tierische Lebensmittel von Landtieren zu einer gesunden Ernährung beitragen und unsere Gesundheit verbessern können". Der Bericht setzt sich vor allem mit der Wichtigkeit der Nutztiere für die nachhaltige Landwirtschaft und adäquate gesundheitsfördernde Lebensmittelversorgung der Weltbevölkerung auseinander.
FAO und WHO fordern Aktualisierung der bestehenden Ernährungsrichtlinien
Die gemeinsame Erklärung von FAO und WHO endet mit einem dringenden Aufruf an die Regierungen, Ernährungsrichtlinien zu entwickeln (oder zu aktualisieren), die sich nach den oben genannten Prinzipien orientieren und auf nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystemen basieren.
[1] Was sind gesunde Ernährungsweisen? Eine Gemeinsamen Erklärung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/379324/9789240101876-eng.pdf?sequence=5
[3] Bevölkerung der Europäischen Region der WHO aufgrund veränderter Ernährung stärker durch Jodmangel gefährdet):
https://www.who.int/europe/de/news/item/28-06-2024-people-in-the-who-european-region-at-greater-risk-of-iodine-deficiency-due-to-changing-diets
[4] Der Bericht wurde im Auftrag der FAO-Kommission für Landwirtschaft (COAG) erstellt. Die COAG hat 2020 die FAO dazu aufgefordert, eine umfassende, evidenzbasierte globale Bewertung des Beitrags der Nutztierhaltung zur Ernährungssicherheit, zu nachhaltigen Ernährungssystemen sowie zur Förderung gesunder Ernährungsweisen
durchzuführen. Auch Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialaspekte sollten dabei berücksichtigt werden.